Pilotstudie IQ-AGIL 2024: Innovation und Qualit?t in Krisenzeiten
Wir sind dann mal weg
Zerbricht das Siegel ?Made in Germany“?
Deutsche Unternehmen befinden sich seit einiger Zeit im Krisenmodus. Das Institut für Change Management und Innovation (CMI) der Hochschule Esslingen hat in einer deutschlandweiten Befragung von fünfzig Unternehmen die derzeitigen Herausforderungen in Sachen Innovation und Qualit?t unter die Lupe genommen und ist dabei auch auf die wirtschaftspolitische Situation eingegangen. Die Ergebnisse sind eindeutig und stellen der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus. Aber auch in den Unternehmen selbst gibt es dringenden Handlungsbedarf, um die positive Wirkung des Labels ?Made in Germany“ aufrechtzuerhalten.
Michael Dunst und Dietmar Vahs
Die deutsche Wirtschaft kommt nicht aus dem Krisenmodus. Die Wachstumsprognosen des Internationalen W?hrungsfonds (IWF) müssen immer wieder aufs Neue nach unten korrigiert werden. – Deutschland wird zum Schlusslicht der wirtschaftsst?rksten Staaten. Die Gründe hierfür sind vielseitig und vielschichtig, doch wie gehen hiesige Unternehmen mit der angespannten Situation um? Denn Herausforderungen gibt es viele, die den Standort Deutschland zunehmend unattraktiver machen. Angefangen beim Fachkr?ftemangel bis hin zu hohen Energiekosten, immer weiter ausufernder Bürokratie und einer fehlenden wirtschaftspolitischen Strategie. Das macht es für Unternehmen nicht einfacher, denn es steht nicht zuletzt auch deren Innovations- und Qualit?tsf?higkeit auf dem Prüfstand. Neben den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die sich ?u?erst ungünstig entwickelt haben, gibt es für die Unternehmen zahlreiche Herausforderungen und Aufgaben, die zu bew?ltigen sind. Der technologische Wandel und die Nutzung von künstlicher Intelligenz sind zwei prominente Beispiele.
Die aktuelle Studie des Instituts für Change Management und Innovation (CMI) zeigt unter anderem auf, dass Unternehmen den Standort Deutschland langfristig für nicht mehr wettbewerbsf?hig halten. Erste Unternehmen ziehen bereits grundlegende Konsequenzen.
Ein prominentes Beispiel bietet Martin Herrenknecht. Er z?hlt zu den wohl renommiertesten deutschen Mittelst?ndlern. Das Unternehmen, welches als klassischer Hidden Champion gilt, ist ein Pionier für Tunnelbaumaschinen, die weltweit nachgefragt werden. Der Hauptsitz und das Stammwerk des Unternehmens liegen in Baden-Württemberg im idyllischen ?rtchen Schwanau-Allmannsweier. Trotzdem richtet Herrenknecht den Blick für die Zukunft seines Unternehmens verst?rkt ins Ausland. Die wirtschaftspolitischen Gegebenheiten kommentiert er wie folgt: ?Die Ampel zerst?rt den Mythos von Made in Germany“. [1]
Mehr als nur ein Qualit?tssiegel!
Es scheint so, als w?re der deutschen Politik nicht besonders viel daran gelegen, das Siegel von ?Made in Germany“ zu unterstützen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die deutsche Exportwirtschaft weiterhin von diesem einzigartigen Image profitieren zu lassen. Die Beliebtheit deutscher Produkte im Ausland l?sst sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen, die das Gütesiegel "Made in Germany" begründen. Es steht für hohe Qualit?t und Zuverl?ssigkeit. Deutsche Produkte sind bekannt für ihre Pr?zision, Langlebigkeit und technologische Innovation. Dies resultiert aus einer starken Ingenieurstradition und einem hohen Qualit?tsbewusstsein in der deutschen Fertigungsindustrie.
Grunds?tzlich beruht das Gütesiegel "Made in Germany" auf einer Kombination aus hoher Produktqualit?t, strengen Qualit?tsstandards, einer starken Markenidentit?t und einer effizienten, innovativen Industrie (siehe Abbildung 1).
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass deutsche Produkte im Ausland eine starke Nachfrage und hohe Anerkennung genie?en – zumindest noch. Der Trend von Unternehmensabwanderungen oder der Verlagerung von Produktionsst?tten ins Ausland hat aufgrund der derzeitigen Politik stark an Fahrt aufgenommen – ein Trend der dringend gestoppt werden sollte! Daraus entspringt auch der Appell an die Bundesregierung, eine Wirtschaftspolitik und -strategie zu verfolgen, die es deutschen Unternehmen wieder erlaubt, auch mit Produktionsst?tten im eigenen Land langfristig wettbewerbsf?hig zu bleiben.
Eine klare Wirtschaftsstrategie – aber eben nicht von Deutschland
Andere Wirtschaftsnationen, allen voran China, verfolgen sehr stringente Strategien zur F?rderung der eigenen Unternehmen. Eine neue und besonders besorgniserregende Entwicklung die sich hierbei abzeichnet, ist der Kampf auf der Ebene des für Deutschland so wichtigen Mittelstands. Die klare Ausrichtung von Xi Jinping auf den deutschen Mittelstand wird durch die sogenannte "Initiative der kleinen Riesen" deutlich. Mit diesem Programm unterstützt die Regierung etwa 10.000 kleine und mittelst?ndische chinesische Unternehmen, indem sie ihnen Zugang zu kostengünstigem Kapital erm?glicht, eine bevorzugte Behandlung durch Beh?rden gew?hrt und Kooperationsm?glichkeiten mit staatlichen Konzernen bietet. Eine vergleichbare F?rderung gibt es in Deutschland nicht. Das k?nnte dazu führen, dass unsere mittelst?ndischen Unternehmen mehr oder weniger im Verborgenen von Chinas aufstrebender Wirtschaft ?überrollt“ werden und auf mittlere und lange Sicht still und leise verschwinden. [2]
China entmystifiziert ?Made in Germany“
Die Bedeutung einer hohen Produktqualit?t und einer ausgepr?gten Innovationskraft, die das Siegel ?Made in Germany“ ausmachen, ist China natürlich nicht verborgen geblieben. Und so wundert es kaum, dass es sich die chinesische Regierung zum erkl?rten Wirtschaftsziel gemacht hat, langfristig eine Qualit?ts- und Innovationsführerschaft anzustreben.
Mit der "Made in China 2025"-Initiative ist bereits im Jahr 2015 eine langfristige Strategie der chinesischen Regierung geschaffen worden, die genau darauf abzielt. Sie soll China zu einer weltweit führenden Nation in Schlüsseltechnologien und -industrien machen. Dazu geh?ren Bereiche wie künstliche Intelligenz, Robotik, erneuerbare Energien, Biotechnologie und Elektrofahrzeuge. Die Initiative beinhaltet massive staatliche Investitionen, Subventionen für ausgew?hlte Industrien, den Erwerb ausl?ndischer Technologien durch gezielte ?bernahmen und Partnerschaften sowie die F?rderung von Innovationen durch chinesische Unternehmen. China strebt danach, seine Abh?ngigkeit von ausl?ndischen Technologien zu verringern und seine eigene F?higkeit zur Herstellung hochwertiger Produkte zu st?rken. Dies k?nnte zu einem Rückgang der Exporte deutscher Unternehmen nach China führen und den deutschen Exportsektor beeintr?chtigen.
Insgesamt stellt die "Made in China 2025"-Strategie eine Herausforderung für Deutschland dar, da sie das Potenzial hat, die Wettbewerbsf?higkeit deutscher Unternehmen weiter zu beeintr?chtigen und den Zugang zu wichtigen M?rkten zu erschweren. Es ist daher wichtig, dass Deutschland und die EU Strategien entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Wie empfinden deutsche Unternehmen die derzeitigen politischen Bedingungen?
Die aktuelle Studie des Instituts für Change Management und Innovation (CMI), der Hochschule Esslingen, hat im Rahmen der IQ-Agil Studie auch nach der wirtschaftspolitischen Situation am Standort Deutschland gefragt und einmal nachgehakt, wie es um die wahrgenommene Unterstützung durch die Politik steht. Die Ergebnisse fallen dabei recht eindeutig aus, wie die nachfolgenden Auswertungen zeigen.
Die derzeitige Wirtschaftspolitik sorgt für viel Ratlosigkeit!
Um den Standort Deutschland attraktiver zu machen und den Abwanderungstrend von Unternehmen umzukehren, ist eine ganzheitliche Wirtschaftspolitik erforderlich, die auf die St?rkung der Innovations- und Wettbewerbsf?higkeit der deutschen Wirtschaft abzielt. Dies umfasst Ma?nahmen zur Senkung der Arbeitskosten, Vereinfachung von Bürokratie und Regulierung, F?rderung von Forschung und Entwicklung sowie Investitionen in Bildung und Fachkr?fteausbildung. Nur so kann Deutschland seine Position als führende Wirtschaftsnation langfristig sichern und den Herausforderungen der globalen Wirtschaft erfolgreich begegnen. Die derzeitige Wirtschaftspolitik in Deutschland hinterl?sst jedoch bei vielen Unternehmen ein Gefühl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Dies hat verschiedene Gründe, die zu einem zunehmenden Abwandern von Unternehmen führen. Zum einen fühlen sich viele Unternehmen durch eine nicht klar orientierte und h?ufig uneinige Regierungskoalition belastet. St?ndig wechselnde Gesetze und Vorschriften erschweren es den Unternehmen, langfristige Strategien zu entwickeln und Investitionen zu planen. Dies führt zu einer Atmosph?re der Unsicherheit, die Unternehmen dazu veranlasst, nach stabileren 老虎机游戏_老虎机游戏下载@n zu suchen. Zum anderen belasten beispielsweise, hohe Steuern, eine veraltete Verkehrsinfrastruktur und eine schleichende Digitalisierung die Effizienz vieler Unternehmen in Deutschland. Dies führt dazu, dass 老虎机游戏_老虎机游戏下载@ mit günstigeren Rahmenbedingungen bevorzugt werden.
Zuletzt spielt auch der Fachkr?ftemangel eine entscheidende Rolle. Viele Unternehmen klagen über Schwierigkeiten bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter. Dies liegt zum Teil an einer mangelnden Ausrichtung der Bildungssysteme auf die Bedürfnisse der Wirtschaft sowie an bürokratischen Hürden für ausl?ndische Fachkr?fte.
Insgesamt führen diese Faktoren dazu, dass immer mehr Unternehmen Deutschland den Rücken kehren und sich nach 老虎机游戏_老虎机游戏下载@n mit stabileren Rahmenbedingungen umsehen. Deshalb w?ren Ma?nahmen zur Steigerung der Attraktivit?t des Wirtschaftsstandort Deutschland dringend erforderlich.
Innovationen werden zu wenig unterstützt!
Die Unterstützung der Innovationskraft deutscher Unternehmen durch politische Ma?nahmen ist von entscheidender Bedeutung für die Wettbewerbsf?higkeit und langfristige Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Innovationen tragen nicht nur zur Schaffung neuer Produkte und Dienstleistungen bei, sondern sind auch wichtig für die Bew?ltigung globaler Herausforderungen, wie etwa des Klimawandels oder des demografischen Wandels. Durch eine gezielte F?rderung von Forschung und Entwicklung sowie durch die Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds k?nnen Unternehmen ihre Wettbewerbsposition st?rken und langfristiges Wachstum erm?glichen. Allerdings ist die derzeitige Unterstützung durch die Politik oft unzureichend. Bürokratische Hürden, unklare F?rderkriterien und mangelnde finanzielle Mittel k?nnen Unternehmen daran hindern, ihr Innovationspotenzial voll auszusch?pfen. Eine verst?rkte und effektivere politische Unterstützung ist daher erforderlich, um sicherzustellen, dass deutsche Unternehmen weiterhin an der Spitze des globalen Innovationsgeschehens stehen k?nnen.
Im internationalen Wettbewerb abgeh?ngt!
Deutschland sieht sich im internationalen Wettbewerb zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, die zu einem langsameren Wirtschaftswachstum im Vergleich zu anderen G7-Staaten führen. Ein wichtiger Faktor ist die demografische Entwicklung: Deutschland altert schneller als viele andere Industriel?nder, was zu einem Rückgang der Arbeitskr?fte und einer Zunahme der Belastung des Sozialsystems führt. Dies wirkt sich negativ auf das Potenzial für Wirtschaftswachstum aus. Darüber hinaus sind strukturelle Probleme in bestimmten Wirtschaftssektoren, wie zum Beispiel der Automobilindustrie, zu beobachten. Die Transformation hin zu neuen Technologien und die Anpassung an ver?nderte Marktanforderungen gestalten sich teilweise schwierig und bremsen das Wachstum. Hinzu kommen infrastrukturelle Defizite und bürokratische Hemmnisse, die Investitionen und Innovationen behindern. W?hrend andere G7-Staaten in diesen Bereichen Fortschritte machen und ihre Wirtschaften modernisieren, hinkt Deutschland in einigen Bereichen hinterher, was zu einem relativen Rückgang des Wirtschaftswachstums im internationalen Vergleich führt.
Fehlende Effizienz und Vision der Politik
Um in Erfahrung zu bringen, wie Unternehmen die aktuelle Politik in Bezug auf die St?rkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland beurteilen, konnten die Teilnehmenden in freier Rede antworten. Die qualitative Auswertung zeigt, dass neben der Angst vor Stagnation und Abwanderung vor allem auch die Kritik an einer fehlenden Strategie und Vision sowie der mangelnden Effizienz zu Sprache kommt. (Abbildung 6).
?Die Lage ist derzeit chaotisch und irritierend, ohne klare Ziele. Es fehlt eine gemeinsame Linie mit einer gemeinsamen Vision für unser Land und unsere Wirtschaft.“
CEO, Mittelstand, Produzierendes Gewerbe
Die Studienergebnisse zur wirtschaftspolitischen Situation zeigen, dass es dringend erforderlich ist, die Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland zu verbessern. Nur so k?nnen Investitionen am Standort gef?rdert und eine weitere Abwanderung von Unternehmen verhindert werden. Im Mittelpunkt sollten dabei eine klare wirtschaftspolitische Strategie, die Reduzierung von Bürokratie und die gezielte F?rderung von Innovationsaktivit?ten stehen.
… aber auch unsere Unternehmen haben einige Aufgaben, wenn es um den Erhalt des Wirtschaftsstandortes Deutschland geht!
Nicht nur die geeigneten politischen Rahmenbedingungen sind eine Voraussetzung dafür, dass das Siegel ?Made in Germany“ erhalten bleibt. Auch Unternehmen selbst, haben noch Potenzial zur Verbesserung der Innovations- und Qualit?tsperformance, wie die nachfolgenden Studienergebnisse des Instituts für Change Management und Innovation (CMI) zeigen.
Mehr Kooperation im Produktentstehungsprozess gefragt!
Die Innovationsfunktion (F&E) und das Qualit?tsmanagement stehen im Produktentstehungsprozess (PEP) oft als zwei S?ulen im Spannungsfeld zwischen Kreativit?t und Stabilit?t. Doch die Realit?t zeigt, dass ihre Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung ist, um die geforderte Produktqualit?t zu gew?hrleisten und den Markterfolg zu sichern. [3]
Ein effektiver Produktentstehungsprozess erfordert nicht nur das Streben nach Innovation, sondern auch eine klare Vision und Verpflichtung zur Qualit?t. F&E-Teams bringen Ideen und kreative L?sungsans?tze hervor, die das Potenzial haben, den Markt zu revolutionieren.
Doch ohne ein ausgepr?gtes Qualit?tsbewusstsein k?nnen selbst die innovativsten Produktideen an ihrer Umsetzung scheitern. Die enge Zusammenarbeit zwischen F&E und Qualit?tsmanagement ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass innovative Ideen in Produkte umgesetzt werden, die den Anforderungen und Erwartungen der Kunden entsprechen. Dabei geht es nicht nur darum, Fehler zu vermeiden, sondern auch darum, die bestm?gliche Leistungsf?higkeit und Langlebigkeit des Produkts sicherzustellen.
Leider herrscht in über 60 Prozent der Unternehmen immer noch ein kultureller Bruch zwischen den Innovations- und Qualit?tsabteilungen vor, wie auch aus der Detailbetrachtung hervorgeht (Abbildung 8). Oft werden Innovation und Qualit?t als gegens?tzliche Ziele betrachtet, wobei Innovation als Synonym für Risiko und Ver?nderung gilt, w?hrend Qualit?t mit Stabilit?t und Kontinuit?t verbunden wird.
Diese Mentalit?t führt oft zu Missverst?ndnissen, Konflikten und letztendlich zu ineffizienten Prozessen. Um diese kulturelle Lücke zu überwinden, ist es entscheidend, ein gemeinsames Verst?ndnis für die Bedeutung von Innovation und Qualit?t zu entwickeln. F&E-Teams müssen erkennen, dass Qualit?tsbewusstsein keine Einschr?nkung ihres kreativen Potenzials darstellt, sondern eine unverzichtbare Komponente für den langfristigen Erfolg ihrer Innovationen ist. Gleichzeitig müssen Qualit?tsmanager die Bedeutung von Innovation für die Wettbewerbsf?higkeit des Unternehmens erkennen und bereit und flexibel sein, um innovative Ans?tze zu unterstützen. Darüber hinaus ist eine offene Kommunikation und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den beiden Abteilungen unerl?sslich. Regelm??ige Treffen, gemeinsame Projekte und ein transparenter Informationsaustausch tragen dazu bei, Missverst?ndnisse zu beseitigen und das Vertrauen zwischen den Teams zu st?rken. [4]
Auch in herausfordernden Zeiten muss in Innovationen investiert werden!
Wirtschaftliche Unsicherheit und Volatilit?t stellen Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen. In Zeiten des Abschwungs tendieren viele Organisationen dazu, ihre Ausgaben zu kürzen und sich auf schnell wirksame Ma?nahmen zur Kosteneinsparung zu konzentrieren. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte vernachl?ssigt werden.
Dieses Ph?nomen wird auch in der aktuellen Befragung deutlich. Rund 46 Prozent der Befragten geben an, dass sie derzeit weniger Zeit für die Entwicklung von Innovationen haben (siehe Abbildung 9). Das ist eine bedauerliche Entwicklung, denn gerade durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung k?nnen Unternehmen ihre Wettbewerbsf?higkeit st?rken, ihre Anpassungsf?higkeit erh?hen und langfristige Wertsch?pfung generieren. Trotz kurzfristiger Herausforderungen sollten Unternehmen daher nicht z?gern, in Innovation zu investieren, um ihre Zukunftsf?higkeit zu sichern.
Auf Kosten der Produktqualit?t – kein guter Ansatz!
In einem Umfeld hohen Kosten- und Zeitdrucks stehen Unternehmen oft vor der Herausforderung, die Qualit?t ihrer Produkte zu erhalten. Gleichzeitig müssen sie ihre Entwicklungs- und Produktionsgeschwindigkeit maximieren.
Der Druck, die Kosten zu senken und die Produkte schnell auf den Markt zu bringen, kann dazu führen, dass Qualit?tsstandards vernachl?ssigt werden. Rund 63 Prozent der Befragten Unternehmen geben an, dass die Produktqualit?t unter dem aktuellen Kosten- und Zeitdruck leidet. Diese Situation hat sich in knapp der H?lfte der Unternehmen in den letzten Monaten weiter verschlechtert. Zugespitzt kann man also formulieren, dass immer mehr ?schlechte“ Produkte auf den Markt kommen. Dies kann sich langfristig negativ auf das Markenimage, die Kundenbindung und die Rentabilit?t des Unternehmens auswirken.
Handlungsempfehlungen Sicherung der Produktqualit?t
Es gibt jedoch mehrere M?glichkeiten, mit denen Unternehmen trotz dieser Herausforderungen die Produktqualit?t aufrechterhalten k?nnen.
#1 Fokussierung auf Kernprozesse
Unternehmen sollten ihre Ressourcen und Bemühungen auf die Kernprozesse konzentrieren, die direkten Einfluss auf die Produktqualit?t haben. Durch die Identifizierung und Priorisierung dieser Prozesse k?nnen Unternehmen sicherstellen, dass ihre begrenzten Ressourcen effektiv eingesetzt werden, um die Qualit?t zu maximieren.
#2 Implementierung von Qualit?tsmanagementsystemen
Die Einführung von Qualit?tsmanagementsystemen wie ISO-Standards kann dazu beitragen, Qualit?tsstandards einzuhalten und sicherzustellen, dass alle Phasen des Produktionsprozesses den definierten Qualit?tsanforderungen entsprechen. Durch klare Prozesse, ?berwachung und kontinuierliche Verbesserung k?nnen Unternehmen die Qualit?t ihrer Produkte trotz Zeit- und Kostendrucks sicherstellen.
#3 Investitionen in Technologie und Automatisierung
Technologische Innovationen und Automatisierung k?nnen Unternehmen dabei unterstützen, die Produktqualit?t zu verbessern und gleichzeitig Kosten zu senken. Durch den Einsatz von modernen Fertigungstechnologien und automatisierten Prozessen k?nnen Unternehmen menschliche Fehler reduzieren, die Effizienz steigern und die Konsistenz der Produktqualit?t gew?hrleisten.
#4 Lieferantenmanagement und Qualit?tskontrolle
Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und strenge Qualit?tskontrollen entlang der Lieferkette sind entscheidend, um sicherzustellen, dass eingehende Materialien und Komponenten den erforderlichen Qualit?tsstandards entsprechen. Durch die Auswahl zuverl?ssiger Lieferanten und die Implementierung strenger Qualit?tskontrollen k?nnen Unternehmen das Risiko mindern, dass fehlerhafte Materialien die Produktqualit?t beeintr?chtigen.
#5 Qualit?tskultur f?rdern
Eine Unternehmenskultur, die Qualit?tssicherung und kontinuierliche Verbesserung f?rdert, ist von entscheidender Bedeutung. Mitarbeiter sollten ermutigt werden, Qualit?tsprobleme frühzeitig zu erkennen und anzusprechen, um schnell L?sungen zu finden und die Produktqualit?t zu erhalten dabei ist das Qualit?tsbewusstsein ein entscheidender Faktor.
Fazit
?Made in Germany“ ist kein einfaches Label, es ist ein Versprechen. Ein Versprechen für Qualit?t, Innovation, Nachhaltigkeit und globale Zusammenarbeit. Deutsche Unternehmen und Politiker haben die M?glichkeit - ja, die Pflicht, dieses Versprechen zu erfüllen und ?Made in Germany“ wieder zum Inbegriff für Exzellenz zu machen. Neben der Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen durch die Politik haben die Unternehmen die Aufgabe, die beiden Erfolgsfaktoren Innovation und Qualit?t noch enger zusammen zu binden, um so die Grundlage für einen nachhaltigen Produkterfolg zu schaffen.
INFORMATION & SERVICE
Studie
Bei der IQ-AGIL Studie des Instituts für Change Management und Innovation (CMI) handelt es sich um eine Pilotstudie zu den wesentlichen Herausforderungen deutscher Unternehmen angesichts einer angespannten Wirtschaftssituation. Die Studie will herausfinden, wie Innovation und Qualit?t in turbulenten Zeiten zielgerichtet gesteuert werden k?nnen und welchen Einfluss die Wirtschaftspolitik auf die aktuelle Lage hat. Dazu wurde eine Onlineumfrage in deutschen Unternehmen durchgeführt. Der Stichprobenumfang lag bei 50 Unternehmen.
Quellenverzeichnis
[1] FAZ (2024): ?Die Ampel zerst?rt den Mythos von Made in Germany“. Bericht von Benjamin Wagener vom 14.04.2024.
[2] WiWo (2024): ?China hat den deutschen Mittelstand ins Visier genommen“ Kommentar von Thomas St?lzel vom 17.04.2024.
[3] Cauchick-Miguel / Augusto P. (2007): Innovative new product development. A study of selected QFD case studies. In: The TQM Magazine 19 (6), S.617-625. DOI: 10.1108/09544780710828458.
[4] Dunst, M. (2023): Eine empirische Untersuchung zur Entstehung und Nutzung von Synergiepotenzialen zwischen der Innovations- und der Qualit?tsfunktion im Produktentstehungsprozess. Fraunhofer Verlag, Stuttgart.
Weiterführende Literaturhinweise
- Dunst, M. (2023): Eine empirische Untersuchung zur Entstehung und Nutzung von Synergiepotenzialen zwischen der Innovations- und der Qualit?tsfunktion im Produktentstehungsprozess. Fraunhofer Verlag, Stuttgart.
- Vahs, D.; Dunst, M. (2021): Innovations- und Qualit?tspotenziale optimal kombinieren: Wettbewerbsf?higkeit nachhaltig steigern. Hanser Verlag, München.
- Vahs, D. (2019): Qualit?tsbewusstsein schaffen. Mit der Quality-Awareness-Methode zur Qualit?tsexzellenz. Hanser Verlag, München.
Autoren
- Dr.-Ing. Michael Dunst ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am CMI & KI-Lab AnalyzES! der Hochschule Esslingen sowie Senior Berater der Quality-Awareness-Experts.
- Prof. Dr. Dr. h.c. Dietmar Vahs ist Direktor des CMI und Managing Partner der Quality-Awareness-Experts.
Kontakt
Dr.-Ing. Michael Dunst
michael.dunst[at]hs-esslingen.de
www.cmi.hs-esslingen.de
www.qa-experts.de